Echt jetzt?
Essen und Trinken haben erst dann was mit Ernährung zu tun, wenn die Wissenschaft dazu kommt. Als Ernährungswissenschafterinnen möchten wir dir die Wissenschaft nicht vorenthalten, aber trotzdem über Essen, Trinken und Genuss reden. Gerade im Wechsel kommt ja dem Thema Essen und Trinken eine (noch größere) Bedeutung zu.
Trotzdem verwundert es auch uns immer wieder, was sich in dem Bereich so alles tut.
Die Mediterrane Ernährung
Ja genau, das Wort „Ernährung“ deutet schon darauf hin, hier geht es auch um Wissenschaft. Studien haben nun ausreichend belegt, dass die Mittelmeervölker gesünder essen – solange sie nicht auch zu viel Fast Food und Fleisch essen und gesüßte Getränke trinken. Das hat zwar nicht speziell was mit Essen und Trinken im Wechsel zu tun, aber so anders sind die Empfehlungen nun auch nicht.
Wir alle wissen, Olivenöl, viel Gemüse wie Tomaten, Gurken, Melanzani, Paprika, wenig Fleisch, mehr Fisch sind die Grundlagen. Also haben wir uns darauf geprägt.
In einem Vortrag fragte ich letztlich die Teilnehmer wer denn alles Olivenöl verwendet. Alle Hände gingen in die Höhe. Olivenöl als „gut“ ist angekommen.
Aber macht es Sinn, Produkte zu verwenden, die eigentlich in unseren Breiten gar nicht angebaut werden bzw. nur eine kurze Saison haben? Spießt sich das nicht ein wenig mit dem Gedanken: regional und saisonal essen? Ich meine schon. Mir ist der Olivenölhype zwar wissenschaftlich klar und erklärbar, aber haben wir nicht auch regionale Öle wie z. B. Rapsöl, die auch verwendet werden können?
Die Nordic Diet
Offensichtlich hatte nicht nur ich diese Gedanken. Aber als kleine, regionale Ernährungswissenschafterin ist es schwer sich hier im Großen Gehör zu verschaffen.
Jedenfalls ist man in den nordischen Ländern draufgekommen, dass die Akzeptanz der Mittelmeerdiät dort nicht so funktioniert wie gewünscht. Somit wurde eine eigene Ernährungsweise, die Nordic Diet, kreiert. Sie macht gerade die Runde in den Fachmedien und ist auch schon bei einigen Zeitschriften angekommen ist
Inhaltlich schaut sie so aus:
Mediterrane Ernährung | Nordic Diet |
Olivenöl | Rapsöl |
Gemüse, Hülsenfrüchte | möglichst lokales Gemüse: Wurzelgemüse, Kohl und Kraut, Hülsenfrüchte |
Obst | Beeren (insbesondere wildwachsende Sorten), heimisches Obst wie Äpfel oder Birnen |
Vollkornweizen | Vollkornroggen, -hafer, -gerste |
Nüsse | Nüsse |
Fisch und Meeresfrüchte | Süßwasserfisch und Meeresfisch |
Fleisch, Geflügel in Maßen | Wild, fettarmes Fleisch und Geflügel in Maßen |
Wein in Maßen | keine Empfehlung oder Pendant, Wein in Maßen |
Käse | fettarme Milchprodukte und Käse |
Quelle: Ernährungsumschau 1/2017
Echt jetzt?
Es braucht einen gescheiten Namen, mit Diät im Wortlaut, damit darüber nachgedacht wird, wie wir unsere saisonalen und regionalen Produkte in den Speiseplan bringen. Mit Logik hat das somit offensichtlich nichts zu tun.
Wir sagen seit Jahren nichts anderes:
- Verwendet Rapsöl als Hauptöl, aber auch Sonnenblumenöl, Walnussöl, Hanföl, Leinöl … für die kalte Küche.
- Esst weniger Weißbrot, mehr Roggenbrot und Haferflocken, das hat bei uns Tradition. Brot mit Sauerteig ist unsere klassische Brotkultur. Der Porridge oder das Müsli wird seit Jahrhunderten als Frühstück gegessen, wir haben es nur vergessen. Ebenfalls in Vergessen geraten: der Sterz (aus Maisgrieß oder Buchweizenmehl) mit Kaffee oder Sauermilch, ein Frühstücksklassiker in vielen Regionen Österreichs.
- Äpfel und Birnen sind super im Winter, wenn es keine Beeren mehr gibt.
- Tomaten, Paprika und Gurken sind natürlich o.k. – im Sommer, wenn diese Saison haben, im Winter dann bitte eingelegt (darum koche ich so gerne ein).
- Wurzelgemüse und Kohl, das sind unser Wintergemüse.
- Wem die klassischen braunen Linsen zu fad sind, die indische Küche bietet eine Vielfalt an Rezepten, die man umwandeln kann.
- Über Wild und Fisch kann man ökologisch diskutieren, weniger Fleisch ist jedenfalls sinnvoll.
Schön, dass nun auch die Wissenschaft darauf kommt, dass regionale Produkte bevorzugt werden sollten.
Also verwenden wir von nun an mit gutem Gewissen mehr Rapsöl (1 Esslöffel mit 15 ml täglich deckt übrigens unseren Omega-3-Fettsäure-Bedarf), essen Roggenbrot und mehr bei uns heimische Obst- und Gemüsesorten. Zubereiten kannst du diese ja, wie du willst.
B
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